Misteln sind keine Mispeln…

…und das nicht nur, weil sie sich wegen eines einzigen Buchstabens unterscheiden. Trotzdem stellt sich die Frage immer zur gleichen Jahreszeit, was wohl daran liegt, dass beide ihre Hauptsaison im späten Herbst haben.

Hübsch sind sie beide, die Mistel und die Mispel. Frisch und grün die eine, kugelig und braun die andere. Aber wer ist wer? Also: Die Mistel (Viscum album) wächst hoch droben in den Kronen von Bäumen. Gerne in Apfelbäumen, Pappeln, Weiden oder Birken. Eher seltener in Nadelbäumen. Wer so hoch oben sitzt, hat aber die Bodenhaftung verloren. Doch auch eine Mistel braucht Wasser und Nährstoffe, deshalb hält sie sich mit ihren Rindenwurzeln am Ast Baumes fest und bedient sich mit Senkwurzeln aus dem Holz ihres Wirtes mit allem, was sie zum Wachsen und Gedeihen braucht. Dem sind solche Aufsitzer-Gäste aber ziemlich egal. Bleibt nur die Frage, wie die Misteln dorthin kommen. Auch dazu bedienen sie sich externer Dienstleister, denn den Transport der Samen übernehmen die Vögel. Doch bis aus den abgelegten Samenkörnern eine hübsche große Mistel gewachsen ist, dauert es Jahrzehnte. Für eine Krone mit einem halben Meter Durchmesser schätzt man um die dreißig Jahre.

Die Mispel (Mespilus germanicus) ist dagegen eine richtige Frucht. Sie reift ordentlich an ihrem eigenen Baum heran und sieht zugegebenermaßen auf den ersten Blick nicht wahnsinnig attraktiv aus.Eher wie ein holziges Äpfelchen oder eine zerzauste Kiwi. Der Mispelbaum selber ist aber wirklich ganz hübsch, er stammt ursprünglich aus Asien und kam mit den Römern nach Mitteleuropa. Er bleibt relativ klein und braucht einen geschützten Platz und ein eher mildes Klima. Wenn er im Frühsommer blüht, sieht er aus, wie ein exotischer Apfelbaum. Nett. Und die Früchte? Tja, man sollte sich eben nicht vom Äußeren täuschen lassen. Aber erst nachdem sie im Herbst einmal ordentlich Frost abbekommen haben, werden die steinharten Kugeln zu weichen Früchten, die im Geschmack ein bisschen an Feigen erinnern. Sie enthalten viel Vitamin C und weil sie einen relativ hohen Pektingehalt haben, kann man sie auch gut für Marmeladen verwenden. Es gibt sogar Kultursorten, die besonders große Früchte oder welche ohne Kerne liefern.

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